5. September 2010

"Come On, Let's Remmi Demmi"


Die Wochenenden hier erfordern auch immer einiges an Kreativität. Die Dinge, die ich gewohnt war in meiner Freizeit zu tun, fallen hier weg. Keine Freunde, keine Nähmaschine, keine laute Musik, kein tolles Fahrrad, kein langen Nächte und kein "Ich-geh-jetzt-mal-dorthin-wo-ich-hin-will". Manchmal, wenn ich mich hier etwas befangen fühle, denk ich: "In Deutschland, da war ich frei und wild". Dass die Realität da nicht ganz so aussah, spielt dann nicht so eine große Rolle. Es geht dann mehr darum, die Gewissheit zu haben, dass ich so nicht für den Rest meines Lebens leben muss. Ich bin zwar noch keine 5 Wochen hier, aber ich freu mich jetzt schon wieder darauf mich auf mein Mountainbike schwingen zu können und im Dunkeln durch die Gegend zu fahren oder einfach nur aus dem Haus gehen zu können, ohne dass überall Menschen sind und man die ganze Zeit angestarrt wird. Ich freu mich auf Winterstiefel und Pullover, ich freu mich auf Herbstlaub und Körnerbrot, ich freu mich einfach auf zu Hause.

Gestern hab ich mich dann getraut, alleine nach Ubon zu fahren. Ich war auch ganz überrascht, dass meine Gastmutter das sogar für eine tolle Idee gehalten hat.
In Ubon am Busbahnhof hab ich dann auch gleich einen Deutschen getroffen, der nach Thailand gekommen ist um sich dem kapitalistisch-konsumorientierten Europa zu entsagen. Er und eine Freundin von ihm haben mich dann auch gleich mitgenommen und so hab ich mir ungefähr 3 h lang angehört, dass unsere Welt krank ist und das System uns alle manipuliert. Das seh ich ja eigentlich änlich und teilweise war es auch ganz interessant, doch irgendwann war ich dann schon etwas überfordert von seinen Theorien.
Am Ende bin ich dann verunsichert und müde mit zwei Packungen Pilzen nach hause gefahren.

Heute abend war ich dann noch auf dem Geburtstag von Lennart, einem Deutschen, der im Nachbarort lebt. Julia und Stephan waren auch da, zwei andere deutsche TAs aus der Gegend. Es war echt entspannend mal eine Runde sein Unbehagen in der thailändischen Kultur in seiner Muttersprache kundzugeben und damit nicht alleine zu sein. Dabei ist mir auch wieder aufgefallen, dass ich alles immer extra stark auf die Goldwaage lege. Die andere machten alle garnicht so den Eindruck als wenn sie das ganze TA-Dasein in frage stellen würden, außer Julia. Es war auf jeden Fall ein schöner Abend und es lief sogar Deichkind im Hintergrund ;)

Mir graut es jetzt schon wieder davor morgen in die Schule zu gehen. Immer zu lächeln und freundlich auszusehen ist echt anstrengend. Wenn mir nicht dazu auch noch meine Umgebung so aufgesetzt vorkommen würde, dann wäre es vielleicht ja zu schaffen, aber so komm ich mir einfach immer nur etwas verlogen und belogen vor. Heute war auch ein echt erdrückender Tag, ich glaub der Schlimmste den ich bis jetzt in Thailand hatte. Hab mich zuvor noch nie so dermaßen fremd und alleine gefühlt.

An alle meine Homies: Ich vermiss' euch und denk an euch!

http://siangphai.straightzone.de/#3

2 Kommentare:

  1. huiui.. ich vermiss dich auch total, wollt gestern allenernstes irgendwie bei dir vorbei fahren, bis mir aufgefallen ist, hey die ist ja garnicht da :(

    und heute abend wäre definitiv ein maren tee trinke über männer quatschen abend geworden :( ...

    musst du denn in der schule so gut drauf sein?
    sei halt mal so wie du dich fühlst oder geht das nicht? du bist ja nicht verpfichtet immer die best gelaune entertainerin zu sein hm?
    stell ich mir ziemlich kompliziert vor!
    küsschen <3

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  2. ich MUSS IMMER die bestgelaunteste entertainerin sein, denn sonst schiess ich mich hier ganz schnell ins aus. In Thailand laechelt man nun wirklich IMMER und ist NIEMALS schlecht drauf, auf jeden Fall zeigt man es nicht...
    Das ist ne ganz schoene Umstellung fuer mich. manchmal werd ich aber schon etwas aergerlich im Unterricht, versuch mich dann aber ganz schnell wieder zu beherrschen...

    Schade, haett mich gefreut wenn du auf einen Tee vorbei gekommen waerst ;) naechstes Jahr!

    Dicka Knutscha zurueck!

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